Margit Wild- Ein Interview

 

ICH HÄTTE MIR EIGENTLICH EINE MINDERHEITSREGEIRUNG GEWÜNSCHT…

 

Jamaika – Koalition gescheitert. Gespräche über die Wiederbildung einer Großen Koalition zwischen CDU, CSU und SPD. Das alles ist geschehen, obwohl Martin Schulz gleich nach den verlorenen Bundestageswahlen eindeutig zu verstehen gegeben hat, dass er in die Opposition gehen wolle. Doch jetzt ist tatsächlich das genaue Gegenteil eingetreten. Auch wenn wir, knapp 5 Monate nach den Wahlen, immer noch keine Regierung haben, soll es am folgenden Mittwoch endlich so weit sein. Dann soll die GroKo- Einigung stehen.

 

Aber wie soll man dazu als SPD-Mitglied stehen? Soll man Martin Schulz verurteilen, weil er nicht zu seinen Aussagen steht? Weil er tatsächlich wieder eine Große Koalition gewählt hat, anstatt sich verstärkt für Neuwahlen oder eine Minderheitsregierung einzusetzen? Soll man ihn dafür schätzen, da er trotz seiner Abneigung zur GroKo, seinen inneren Schweinehund überwunden hat, zu Gunsten einer Regierungsbildung?

 

Zu all diesen Fragen und noch mehr hat vergangene Woche SPD-Politikerin und Abgeordnete des Bayrischen Landtags Margit Wild in einem Interview mit mir Stellung genommen.

 

 

Frau Wild, Sie haben vorhin gesagt, dass sie nicht immer zufrieden sind, mit dem was Martin Schulz macht. Wie stehen Sie dann dazu, dass er nach den Bundestagswahlen eindeutig gesagt hat, dass er in die Opposition gehen wolle und es jetzt doch Verhandlungen zur Großen Koalition gibt?

 

Also zur damaligen Zeiten fand ich, dass es richtig war, nach den verlorenen Wahlen zu sagen: „Ich geh in die Opposition.“ Dann aber hätte ich als allererstes ganz einfach geschwiegen. Weil dann hätte ich erst einmal abgewartet, was denn die anderen machen. Man muss sich nicht immer gleich zu Wort melden. Das Heft des Handelns lag in dem Fall, nach der Entscheidung nicht in die Opposition zu gehen, eindeutig nicht bei der SPD, sondern bei Frau Merkel. Zudem ist es manchmal auch ratsam, nichts zu sagen und abzuwarten, bevor ich schnell dann wieder diese Aussage und jene Aussage mache. Viele Leute, wie man so ein bisschen sinnbildhaft gesagt hat, sitzen jetzt auf den Bäumen: Keine Große Koalition, weil das ist per se schlecht. Ja, die muss man dann halt auch wieder runterholen. Das macht es ziemlich schwierig. Es ist manchmal auch klug, den Mund zu halten und abzuwarten. Man muss nicht immer über jedes Stöckchen springen.

 

Aber finden Sie es jetzt gut, dass sich wahrscheinlich eine Große Koalition bilden wird?

 

Ich bin ein Stück weit pragmatisch. Ob ich es gut finde oder nicht ist jetzt für mich nicht die Frage. Für mich ist jetzt die Frage, wo kann die SPD ihre Inhalte und Positionen am besten umsetzen. Aus meiner Erfahrung heraus ist es am besten, wenn du regieren kannst. Ich erwarte aber auch von meiner Partei und meiner Fraktion, dass sie ein Stück weit besser lernt, ihre Erfolge zu verkaufen. Ein Stück weit besser auch, miteinander zu reden und nach außen zu treten, in den Formulierungen. Da, merk ich, sind immer große Fehlstimmigkeiten. Der eine sagt: „Das ist ein hervorragendes Ergebnis“, der andere sagt: „Naja, ich bin eher skeptisch.“ Ich finde, da muss man noch ein Stück weit professioneller sein und sich auf eine Formulierung auch einigen. Weil das ist auch für die Wähler und Wählerinnen schwierig, wenn dort so eine Fehlstimmigkeit ist und ich denke, die Mitglieder werden entscheiden. Ich schreie nicht „HURRA!“, wenn eine weitere Große Koalition kommt, das ist wirklich nicht mein Ding. Ich hätte mir eigentlich eine Minderheitsregierung gewünscht, weil ich das sehr förderlich für die Demokratie gehalten hätte, aber das ist wohl nicht möglich und demzufolge bin ich da jetzt wirklich einfach pragmatisch und sage: „Ja, dann strengt euch aber an, liebe Genossinnen und Genossen, und macht eine richtig gute Politik. Verständigt euch auf die gute Außenkommunikation. Beendet eure Fehlstimmigkeiten und verkauft auch das, was ihr macht, einfach richtig gut.“

 

Leonie, G10C

 

 

Bildquellen:

 

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