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Hass und Rassismus – „When They See Us“

„When They See Us“ erzählt den wahren Fall der Central Park Five: fünf unschuldige Jugendliche, die vor 30 Jahren wegen Vergewaltigung verurteilt wurden. Die Netflix-Serie schildert den US-Justizskandal, der bis heute schockiert.

Am Abend des 19. April 1989 wird die Joggerin Trisha Ellen Meili während eines Laufs durch den New Yorker Central Park vergewaltigt und fast zu Tode geschlagen. Im Krankenhaus liegt sie mehrere Tage lang im Koma und kämpft ums Überleben. Ungefähr zur gleichen Zeit werden mehrere Jugendliche aufgrund von Unruhen im Park von der Polizei festgenommen.

Für die Polizei steht fest, dass diese etwas getan haben müssen. Also erstellen sie eine zufällige Liste mit Namen aus der Gruppe der Verdächtigen: Antron McCray, Kevin Richardson, Raymond Santana Jr., Yusef Salaam und Korey Wise – die sogenannten „Central Park Five“. Vier Schwarze, ein Latino.  Die Jungs werden auf der Polizeiwache festgehalten und ohne erwachsene Begleitperson verhört. Ihnen werden Schlaf und Essen verweigert, sie dürfen nicht auf die Toilette, sie werden geschlagen. Obwohl sie immer wieder beteuern nichts getan zu haben, gestehen sie schließlich die Tat, weil ihnen versprochen wird, sie könnten dann nach Hause. Sie machen Aussagen, die einander widersprechen. Sie kennen sich ja noch nicht einmal. Trotz fehlender physischer Beweise, trotz Aussagen von Zeugen, trotz des offenkundigen Manipulierens der Geständnisse werden sie zu Gefängnisstrafen zwischen sechs und 14 Jahren verurteilt. Eine weiße Frau, die angegriffen wurde, als vier Schwarze und ein Latino in der Nähe waren, das reicht aus. Die Polizei scheint selbst an dem Fall zu zweifeln, aber der öffentliche und politische Druck ist zu groß.

Donald Trump, der damals noch gar nichts mit Politik zu tun hatte, fordert in den wichtigsten Tageszeitungen in New York die Todesstrafe für die Jugendlichen. Diese aber halten an ihrer Unschuld fest. Sie sind nicht bereit, etwas zu gestehen, was sie nicht getan haben, um eine geringere Strafe zu bekommen. Und sie werden an dieser Haltung auch nach ihrer Verurteilung festhalten.

Erst 2002, als die Fünf mittlerweile ihre gesamten Haftstrafen abgesessen haben, hebt New York die Fehlurteile auf, nachdem der wahre Täter Matias Reyes gestanden hat. DNA-Spuren bestätigen das. 2014 erklärt sich New York zur Zahlung einer Entschädigung bereit, sie erhalten eine Abfindung von 41 Millionen Dollar – aber nie eine offizielle Entschuldigung.

„When they see us“ zeigt auf erschütternde Weise, wie die USA Anfang der 90er Jahre von Rassismus durchdrungen sind, sowohl bei der Polizei und Justiz als auch in den Medien.

In vier Folgen sehen wir die Tatnacht, die brutalen Verhöre, die Verurteilungen vor Gericht und die Reaktion der Medien. Darüber hinaus wird die Zeit im Gefängnis gezeigt, aber auch wie schwer es für die Männer nach der Entlassung ist, in ein normales Leben zurückzukehren.

"When They See Us” ist eine oft nur schwer auszuhaltende Serie, denn das Schicksal der fünf Jungs beschäftigt und macht sprachlos. Das muss es auch, denn die Serie ist kein True-Crime-Entertainment, mit dem wir uns mal kurz gruseln können. Sie ist ein politisches Statement, eine Rehabilitierung dieser Männer und ein Plädoyer für Gerechtigkeit.

Lilly Wich, G10A

 

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