· 

#Ich bin ein Dorfkind

Die meisten Klassen lassen sich recht einfach unterteilen. Es gibt Nerds, die Coolen, die Außenseiter. Aber: Man kann die Klasse auch in Dorfkinder und Stadtkinder unterteilen. In unserer Klasse gibt es sehr wenige, die in Regensburg City wohnen. Der Rest ist im Umland verteilt. Als Dorfkind hat man es wirklich nicht leicht. Klar, da sind die ewig langen Busfahrten, der schlechte Empfang und das Leben „Abseits der Zivilisation“. Aber, bitte kein Mitleid! Es kann auch wirklich cool sein. Jeder kennt jeden. Sehr praktisch, manchmal aber auch etwas anstrengend. Aber hey, du hast (meistens) viele Freunde, weil bei ca. 1000 Einwohnern mit etwas Glück 20 Leute in deinem Alter sind. 10 Mädels, 10 Jungs…also, nur ungefähr 😉. Obwohl… von den 10 Mädels kannst du 5 nicht leiden, das heißt, du hast im Schnitt 4 Mädchen, mit denen du deine begrenzten Möglichkeiten an Freizeitaktivitäten voll ausschöpfen kannst.

 

 

Womit wir schon beim nächsten Thema wären. Ab 14/15 werden Jungs langsam interessant. Von den 10 Jungs scheiden 7 aus, wegen Pickeln, Mundgeruch, Schweißflecken, usw., das übliche eben. Dann hast du die Auswahl zwischen 3(!) Jungs. Gut, man kann jetzt sagen, dass das alles nur hypothetisches Geschwafel ist, aber ihr müsst zustimmen, dass die Auswahl an „gstandene Mannsbilder“ am Dorf schon sehr gering ist.

 

 

Nächstes Problem: Niemand außer deinen Dorffreundinnen versteht dich! Man kann jetzt sagen, dass wir doch alle in Bayern wohnen, und daher alle Bayrisch reden. Aber meine Lieben, völlig falsch! Jeder, der unseren Dialekt spricht, weiß was ich meine. Jedes Dorf (so ziemlich) hat seine eigene Sprache. Das mag einem vielleicht nicht auffallen, aber manchmal merkt man es dann doch: Der eine sagt „Sengst“ der andere „Saast“ (Übersetzung: Sense). Und somit entstehen kleine Verständigungsprobleme, die sich aber meistens schnell lösen lassen.

 

 

Aber: in der Schule muss dann jeder umschalten. Dialekt aus, Hochdeutsch an. Da hat man es als Stadtkind dann doch gut. Deswegen entscheiden sich die meisten Dorfkinder dann auch für die weiterführende Schule in der Stadt. Also, so gewisse Reize hat Regensburg dann doch. Arcaden, DEZ und McDonalds sind 3 von unzähligen Dingen, die es bei uns nicht gibt. Mit Glück findet man einen kleinen Dorfladen, Metzger, Bäcker, einen Frisör. Allerdings ist dort alles so teuer, dass viele Dorfkinder zu Hamsterkäufen neigen, die sie am Anfang des Monats mit dem Taschengeld kaufen und dann im Zimmer bunkern. Sonst lassen sich nur noch Kirche, Friedhof, Marktplatz und teilweise eine Grundschule finden. Dafür herrscht in den Dörfern eine ausgeprägte Wirtshaus- und Feierkultur. Bis zu 4 Wirtshäuser lassen sich in einem Dorf in Normalgröße finden. Diese sind dann auch regelmäßig geöffnet, für die älteren Herren, die aus lauter Langweile einen Stammtisch gegründet haben.

 

 

Zusätzlich haben wir fast jedes Jahr eine Fahnenweihe, dazu einen Kirta (Kirchweihtag), Johannisfeuer, diverse andere dorfinterne Feste, und stellen einen Maibaum auf. Übrigens: Eine Fahnenweihe ist ein Fest, bei dem ein Verein sein Jubiläum feiert. Dazu werden andere Vereine aus dem Umkreis eingeladen, meistens 50-100, abhängig von der Dorfgröße. Die Vorbereitungen starten fast ein Jahr davor, an einem Wochenende zwischen Anfang Juni und Ende Juli feiert dann das ganze Dorf von Freitag bis Montag durch.

 

 

Wenn man jetzt die Vor- und Nachteile abwägt, gewinnt eigentlich die Stadt, denn abgesehen von den Festen, ist der Alltag meist sehr langweilig. Und trotzdem zieht es so viele Leute raus aufs Land. Warum? Das weiß keiner. Wir wissen nur, dass es in der Stadt zwar schön ist und es sich immer wieder toll anfühlt, ein bisschen in den Glamour reinzuschnuppern. Aber trotzdem ist es immer noch das beste Gefühl, wenn man aus dem Bus steigt, die „frische Landluft“ schnuppert und auf dem Weg nach Hause vom Nachbarn gegrüßt wird. Dann ist man daheim. Und es ist ganz egal wo.

 

Franzi und Clara, G10D

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    #landleben (Donnerstag, 15 März 2018 08:31)

    Ich bin auch ein dorfkind und mag das dorf mehr als die stadt. toller text

  • #2

    #landleben (Donnerstag, 15 März 2018 08:31) (Donnerstag, 15 März 2018 08:36)

    Ich bin auch ein dorfkind und mag das dorf mehr als die stadt. toller text

  • #3

    Sä Baum (Donnerstag, 15 März 2018)

    MOIN I BIMS 1 DORFKIND