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Te amo Mexico

Am besten fange ich ganz am Anfang an.

 

Nach sehr aufwändigen und langwierigen Vorbereitungen - Ich musste sehr viele Formulare ausfüllen und viele Anträge stellen - bin ich am 5. August 2015 vom Flughafen Frankfurt mit der Organisation Rotary für ein Jahr nach Ciudad Valles, San Luis Potosí, Mexiko, gegangen.

 

Nach einem 12-stündigen Flug erwartete mich meine Gastfamilie schon sehnsüchtig am Flughafen in Mexiko Stadt. Mexiko ist ein sehr großes Land und wenn Mexikaner meinen, in der Nähe einer Stadt zu wohnen, dann ist es meistens für deutsche Verhältnisse eine sehr große Entfernung. Ich habe in der „Nähe“ von Mexiko Stadt gewohnt, welche acht Stunden entfernt von der Heimatstadt meiner Gastfamilie, Ciudad Valles, liegt. Als ich endlich dort angekommen war, freute ich mich schon sehr darauf, mein neues Leben in Mexiko zu beginnen, aber ich war trotz meiner ganzen Freude auch etwas traurig, denn ich musste meine ganze Familie und alle Freunde in Deutschland zurücklassen und wusste, ich würde sie erst in einem Jahr wiedersehen. Wie sich aber zum Schluss herausstellte, verging das Jahr viel zu schnell.

 

In den ersten Tagen hatte ich noch Schwierigkeiten, mich an die sieben Stunden Zeitverschiebung zu gewöhnen und habe viel geschlafen. Doch meine Gastfamilie hat sich sehr bemüht, mir meinen Aufenthalt in Mexiko so schön wie möglich zu machen, so dass ich mich von Anfang an wie zu Hause gefühlt habe.

 

Schon eine Woche nach meiner Ankunft begann die Schule in Mexiko. Der erste Tag war sehr befremdlich, denn ich musste Schuluniform tragen und die mexikanischen Schulen unterscheiden sich sehr von den deutschen. Die Klassenzimmer waren schlicht eingerichtet und wir hatten diese Bänke, die wir alle aus dem Musikunterricht kennen. Das ganze Schulhaus war offen und es gab kein wirkliches Gebäude, wie wir es von deutschen Schulen kennen.

 

Vom ersten Tag an behandelten mich meine Klassenkameraden wie eine ihrer Freundinnen und nie wie „die Neue“ in der Klasse. Ich habe mich sofort integriert gefühlt und sie haben mir nie das Gefühl gegeben, ausgeschlossen zu sein, denn Mexikaner sind sehr aufgeschlossen und herzlich.

Am Anfang konnte ich noch kein Spanisch, das hat mir viele Schwierigkeiten bereitet. Aber nach und nach verbesserten sich meine Sprachkenntnisse. Nach ungefähr vier Monaten konnte ich richtige Konversationen führen, doch ich habe noch bis zum Ende des Jahres dazugelernt.

Aber nicht immer lief es so perfekt. An Weihnachten oder meinem Geburtstag habe ich meine Familie sehr vermisst und manchmal half auch der Trost meiner Freunde oder Gastfamilie nicht. Aber 99 % meiner Zeit in Mexiko war ich sehr glücklich. Ich hatte sehr viele Freunde, denn in der Stadt, wo ich gewohnt habe, war es sehr selten, dass ein deutsches, blondes Mädchen herumläuft.

Zwei andere Austauschschüler und ich haben in meiner Stadt gewohnt. Johannes aus Deutschland und Zoe aus Italien. Zoe wurde auch eine meiner besten Freundinnen und sie besuchte mich letzte Ferien bei mir zu Hause in Deutschland.

 Ich habe auch an drei von meiner Organisation veranstaltete Reisen teilgenommen. Eine davon ging sogar nach Cancún. Alle drei Reisen habe ich gemeinsam mit 60 anderen Austauschschülern aus aller Welt gemacht. Durch das Kennenlernen anderer Personen aus unterschiedlichen Ländern habe ich viele internationale Freunde dazugewonnen, zum Beispiel aus Brasilien, Italien, Frankreich, Thailand und noch viele mehr.

Nach acht Monaten habe ich meine Gastfamilie gewechselt, denn bei Rotary ist es üblich, seine Gastfamilie zu wechseln, um auch andere Bräuche und Traditionen verschiedener Familien zu erfahren. Mit meiner zweiten Gastfamilie habe ich viele Ausflüge auf ihre Ranches gemacht. Ich bin oft geritten oder auf der Ladefläche des Trucks meines Gastvaters auf der Ranch herumgefahren.

Ich habe auch sehr viel mit meinen Freunden gemacht und natürlich war ich auch auf mexikanischen Partys. Diese sind nicht zu vergleichen mit deutschen Partys. Denn in Mexiko ist alles größer, lauter und „siempre fiesta“ (Das bedeutet so viel wie: Immer Party!). Mein Spanisch hat sich so gut entwickelt, dass ich sogar Aufsätze in der Schule auf Spanisch schreiben konnte. Es ist sehr erstaunlich, wie schnell man eine Sprache fliesend lernen kann nach nur einem Jahr.

Als nach elf Monaten mein Abreisetag immer näher rückte, wollte ich einfach nicht mehr gehen. Ich hatte so viele Freunde gefunden und meine Gastfamilien so sehr in mein Herz geschlossen. Das Leben Mexiko hat mir so viel Spaß gemacht und immer wenn ich daran denke, kommen mir Tränen in die Augen, denn ich vermisse es so sehr.

 

Ich bin so unglaublich glücklich mit der Entscheidung, ein Auslandsjahr gemacht zu haben, und würde mich jedes Mal wieder dafür entscheiden. Es war einfach so unglaublich schön in meinem Traumland Mexiko. Ich habe so viele neue Eindrücke bekommen und eine komplett andere Kultur kennen gelernt, was ich nie wieder vergessen werde. Ich würde es jedem empfehlen, ein Auslandsjahr zu machen, denn was man dort erlebt, kann einem nie jemand nehmen und die Erfahrungen sind einfach unbezahlbar. Ich bin sehr stolz auf mich, dieses Jahr ohne meine Familie und Freunde in Deutschland durchgestanden zu haben. Natürlich war ich auch sehr froh, nach so einer langen Zeit wieder in meine Heimat zu meiner Familie und meinen Freunden zurückzukehren. Trotzdem wird es immer das beste Jahr meines Lebens bleiben.

 

Te amo México.

 

Emily Stoll, G 10A

 

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