Mein Haustier um deinen Hals

Bei dem Gedanken an Katzen, Hunde, Füchse oder Robben dürfte wohl den meisten von uns ein kleines Lächeln über das Gesicht huschen. Mit ihrem flauschigen Fell und ihren großen Augen verfallen wir ihnen Tag für Tag wieder und haben besonders unsere Haustiere längst in unsere Gesellschaft aufgenommen und wenn wir sie uns so ansehen, wird der Einen oder Anderen sicher warm ums Herz. Ja, man sollte glauben, so wäre das bei Menschen normal. Doch eines Tages hat irgendein Geschäftsmann einen süßen Hund mit kuschelig weichem Fell angeschaut und sich gedacht: 

Hey, ziehen wir dem doch das Fell ab und ziehen es an!


Die schockierende Wahrheit ist, dass die Echtpelz-Industrie, vor der Tierschützer weltweit seit Jahren warnen, bereits ein Ausmaß angenommen hat, das nicht nur katastrophalen Einfluss auf Umwelt und Gesundheit hat, sondern mich persönlich auch daran zweifeln lässt, ob diese Menschen überhaupt noch ein Herz haben. Über 70 Millionen Tiere leben, nur wegen ihres Fells, eingesperrt in Zwingern, die kaum größer sind als sie selbst. Sie leiden Hunger und Durst und schlafen im eigenen Dreck.

 

Das Tier wächst so auf, dass es gerade so überleben kann, und groß genug wird, um eine möglichst große Fläche Fell zu liefern. Das Tier wird mit einem Stromschlag gelähmt, ist aber noch am Leben. Ihm wird das komplette Fell abgezogen während es den Schmerz zwar wahrnimmt, sich aber auf Grund der Lähmung nicht wehren kann. Danach wird es – beispielsweise durch Vergasung – getötet, während das Fell auf einen Fellbasar, wo es billig weiterverkauft wird, weiterverarbeitet, aufgewertet und exportiert, damit sich der Mensch damit schmücken kann. 

Das Märchen, das von dieser Industrie oder solchen Farmen ‚nur‘ Marder oder Füchse betroffen sind, ist schon schlimm genug, doch die grausame Wahrheit ist, dass auch spezielle Hunde- und Katzenrassen sowie Robben, Kaninchen und noch einige andere Vierbeinerrassen betroffen sind. 

Neben den extremen Qualen, die diese Tiere durchleiden müssen, hat die Pelzindustrie und deren Farmen außerdem erheblichen Einfluss auf die Umwelt und letztendlich auch auf die Gesundheit des Verbrauchers. Es ist wohl selbstverständlich, dass bei einer so extremen Menge von Tieren auf engem Raum Krankheiten und Parasitenüberfälle nicht ausbleiben. Der billigste Weg um die Tiere in Schach zu halten, ist ihnen dauerhaft Antibiotika zu geben und von vornherein Beruhigungsmittel in ihr Essen und Trinken zu mischen. Zudem wird der Kot der Tiere nur ein bis zwei Mal im Jahr entsorgt, weswegen in den umliegenden Gebieten nicht nur ein sehr strenger Geruch in der Luft liegt, sondern auch das Grundwasser extrem verschmutzt wird. Bevor der Pelz des kranken Tieres zum Verbraucher kommt, wird er natürlich auch noch geblichen, gefärbt oder aufgewertet um möglichst lange gut aus zu sehen. Durch diese Prozesse ist das Endprodukt - auch wenn es Echtpelz ist - noch künstlicher und chemischer belastet als Kunstpelz.


Unsere große Aufgabe ist es nun, bei jedem Kauf eines Produktes mit Pelz penibel darauf zu achten, dass es sich nicht um echtes Tierfell handelt. Die Unterscheidung zwischen Kunst- und Echtpelz ist allerdings über die Jahre immer schwieriger geworden, da die Kunstfellprodukte immer hochwertiger werden und die Echtpelz-Industrie ihre Produkte zu tarnen weiß. Auch die Kennzeichnung eines echten Tierfells ist zwar verpflichtend, wird allerdings nicht immer befolgt. Doch es gibt immer noch ein paar Methoden mit denen man den Unterschied erkennen und sich bewusst gegen einen Echtpelz entscheiden kann:


1. Der Unterwolle-Test:

Ziehe die Oberen Haare auseinander, erscheint im unteren Bereich ein sogenanntes Unterfell, also kleine unregelmäßig lange, aber recht dichte Haare, hast du wahrscheinlich Echtpelz vor dir. 


2. Der Puste-Test:

Puste sanft über das Fell, Kunsthaar ist eher starr und bewegt sich kaum bis gar nicht, wogegen echtes Fell sich biegt.


3. Der Leder-Test:

Wenn du die Haare komplett auseinander ziehst, um sozusagen den Boden des Produkts freizulegen, erkennst du entweder eine lederartige Haut (-> Echtpelz) oder ein künstlich genähtes Muster, welches die Haare zusammen hält (-> Kunstpelz).


4. Der Feuer-Test:

Eine Methode, die du zwar schlecht in einem Geschäft anwenden kannst, aber gut wenn du ein Produkt schon zu Hause hast, ist ein paar Haare aus dem Fell zu ziehen und sie mit einem Feuerzeug kurz anzubrennen. Künstliches Haar schmilzt wie Plastik und riecht auch genauso künstlich, wogegen echte Tierhaare zusammenfallen, sich kräuseln und eben nach verbrannten Haaren riechen.


5. Der Spitzen-Test:

Wie du es sicher von deinen Haaren kennst, sind Haarspitzen unregelmäßig und enden schief, wogegen frisch geschnittene oder künstlich hergestellte Haare gerade und regelmäßig enden. 


6. Der Wäsche-Test:

Ist auf einem Etikett - beispielsweise von einer Jacke - nicht angegeben, um welche Art Pelz es sich handelt, so kannst du dies auch an der Waschanleitung erkennen. Rät diese dir, den Pelz nicht zu waschen, da er nicht maschinengeeignet ist, handelt es sich wahrscheinlich um Echtpelz.


Natürlich ist mir bewusst, dass auch die Kunstpelzindustrie für die Umwelt schädlich ist und für die Produktion ebenfalls fragwürdige Methoden verwendet werden. Doch bei mir löst ebenso die Vorstellung, ein totes Tier an mir zu tragen, nicht nur Ekel, sondern auch tiefe Traurigkeit aus. Das Ausbeuten, Quälen, Misshandeln und Ermorden von Tieren auf Grund von wirtschaftlichen Zwecken ist eine Grausamkeit und wird zumindest von mir in keiner Weise unterstützt werden. Und ich hoffe, wenn ihr euch Winterjacken, Bommelmützen oder kuschelige Schuhe kauft, denkt ihr an diese lieben Tiere und daran, dass ihr der Schlüssel dazu seid, ihre Situation zu verändern. 

uli


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